Mercurial verstehen
Mercurials Model dezentraler Entwicklung kann neue Benutzer verwirren. Diese Seite beleuchtet einige grundlegende Konzepte. Im Tutorial finden Sie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung.
(This page in English: UnderstandingMercurial)
Contents
1. Was ist in einem Archiv
Mercurial-Archive enthalten ein Arbeitsverzeichnis gekoppelt mit einem Speicher:
Der Speicher enthält die vollständige Historie (alle jemals übernommenen Änderungen) des Projekts. Anders als traditionelle SCMs, bei denen es nur eine zentrale Kopie dieser Historie gibt, besitzt jedes Arbeitsverzeichnis eine eigene private Kopie der Historie. Dies erlaubt es, gleichzeitig zu entwickeln.
Das Arbeitsverzeichnis enthält eine Kopie der Dateien eines Projekts zu einem gegebenen Zeitpunkt (beispielsweise rev 2), bereit zum Bearbeiten. Auch Tags und ignorierte Dateien werden von der Revisionskontrolle verwaltet, sind also ebenfalls enthalten.
2. Änderungen übernehmen
Wenn Sie übernehmen, wird der Zustand des Arbeitsverzeichnisses bezogen auf seine Vorgänger als eine neue Revision aufgezeichnet:
Beachten Sie, dass Revision 4 ein Zweig (branch) der Revision 2 ist, die zuvor die Revision im Arbeitsverzeichnis war. Jetzt ist Revision 4 der Vorgänger des Arbeitsverzeichnisses.
3. Revisionen, Änderungssätze, Köpfe, und Spitze
Mercurial fasst zusammengehörige Änderungen an verschiedenen Dateien jeweils zu einem einzigen atomaren Änderungssatz zusammen. Solche Änderungssätze sind die Revisionen des gesamten Projekts, die jeweils eine aufsteigende Nummer erhalten. Da Mercurial gleichzeitiges verteiltes Entwickeln erlaubt, können diese Nummern sich zwischen den einzelnen Benutzern unterscheiden. Darum weist Mercurial außerdem jeder Revision eine globale Änderungssatz-ID zu. Änderungssatz-IDs sind 40-stellige Hexadezimalzahlen, können jedoch auf die Anfangsstellen (z. B. "e38487") abgekürzt werden, solange sie eindeutig sind.
Zweige (branches) und Zusammenführungen (merges) in der Revision-Historie können an jedem Punkt auftreten. Jeder nicht zusammengeführte Zweig erzeugt einen neuen Kopf der Revisionshistorie. Hier sind die Revisionen 5 und 6 die Heads. Mercurial behandelt Revision 6 als Spitze des Archivs, also den Kopf mit der höchsten Revisionsnummer.
4. Klonen, Änderungen vornehmen, Zusammenführen und Abrufen
Beginnen wir mit einem Benutzer Alice, deren Archiv so aussieht:
Bob klont das Archiv und erhält eine vollständige, unabhängige, lokale Kopie des Speichers von Alice, sowie ein sauberes Arbeitsverzeichnis der höchsten Revision d.
Jetzt kann Bob unabhängig von Alice entwickeln. Er übernimmt danach einige Änderungen e und f:
Gleichzeitig dazu übernimmt Alice ihre eigene Änderung g, wobei ihr Archiv von Bobs abzweigt (daher ein Zweig):
Nun ruft Bob von Alices Archiv für eine Synchronisation ab. Damit werden alle von Alice übernommen Änderungen in Bobs Speicher geschrieben (hier nur ein einziger Änderungssatz, g). Beachten Sie, dass Bobs Arbeitsverzeichnis dabei nicht verändert wird:
Da Alices g der jüngste Kopf in Bobs Repository ist, wird er jetzt zur Spitze (tip).
Bob führt dann eine Zusammenführung (merge) durch, die seine letzte Änderung (f) mit der Spitze in seinem Arbeitsverzeichnis verbindet. Nun hat sein Arbeitsverzeichnis zwei Vorgänger (f und g):
Nachdem Bob das Ergebnis der Zusammenführung angeschaut hat, um sich zu überzeugen, dass es korrekt ist, übernimmt Bob das Ergebnis und erhält einen neuen Zusammenführungs-Änderungssatz in seinem Speicher:
Wenn Alice jetzt von Bob abruft, erhält sie seine Änderungen e, f, und h in ihrem Speicher:
Beachten Sie, dass das Arbeitsverzeichnis von Alice durch den Abruf nicht verändert wird. Um ihr Arbeitsverzeichnis mit dem Änderungssatz h abzugleichen, muss sie es aktualisieren. Damit wird der Vorgänger ihres Arbeitsverzeichnisses zum Änderungssatz h verändert und die Dateien im Arbeitsverzeichnis zum Stand aus Änderungssatz h aktualisiert.
5. Ein dezentrales System
Mercurial arbeitet vollkommen dezentral und kommt ohne internes Konzept eines zentralen Projektarchivs aus. Daher steht es den Benutzern frei, eigene Topologien zu definieren, über die sie Änderungen teilen wollen:
Im Gegensatz zu einer zentralisierten Versionsverwaltung, wo Experimente verheerend sein können, können Sie mit einem DVCS wie Mercurial einfach klonen und experimentieren. Wenn Sie das Ergebnis mögen, so übertragen Sie es zurück, ansonsten löschen Sie das geklonten Archive und versuchen Sie etwas anderes.
6. Was Mercurial nicht kann
Viele SVN- und CVS-Benutzer gehen davon aus, zusammengehörige Projekte in einem Archiv zusammen zu verwalten. Mercurial ist eigentlich dafür nicht bestimmt, deshalb sollten Sie andere Arbeitsweisen ausprobieren. Insbesondere ist es nicht möglich, ein einziges Verzeichnis aus einem Archiv abzurufen.
Falls Sie unbedingt mehrere Projekte in einer Art Meta-Archiv verwalten müssen, können Sie das mit den in Mercurial 1.3 eingeführten "Subrepositories" ausprobieren.
Siehe GermanTutorial für eine praktische Einführung in die Benutzung von Mercurial.